Mahnmal

Was mich bewegt hat neue Wege zu gehen

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Im Jahr 2017 haben wir mit unserem Wohnmobil Holland besucht. Dieses Land, das zu den dicht besiedelten Europas gehört, hat uns interessiert und eine Vorstellung, der wir folgen wollten, war auf einer Dammkrone mit dem Fahrrad zu fahren und auf der einen Seite das Meer zu sehen und auf der anderen das flache lebendige Land. Diese Weite wollten wir in uns aufnehmen und sie erfühlen.
Wir waren schon auf dem Heimweg als ich diese besonders erschreckende Erfahrung, die ich für lange Zeit schwer einordnen konnte, hatte. Da wir das moderne Lad mit den vielen völlig anderen Zugängen zum Leben gesehen hatten, wollten wir auch noch etwas Ursprüngliches von Holland sehen. Vor allem wollten wir noch etwas Natur erleben, nicht nur Gartenzeitschrift Landschaft. Dazu wollten wir ein Naturschutzgebiet besuchen dass im Reiseführer eingetragen war. Holland heißt eigentlich ursprünglich Houteland was so viel heißt wie Holz-Land. Wald gibt es in Holland eigentlich fast keinen mehr, alles ist dem Schiffsbau oder die Landwirtschaft gewichen. Die Nahrung war den Menschen wichtiger als der Wald. So sind wir dann auf unsren Rädern Richtung Wald los gefahren, den konnten wir sehen, das Naturschutzgebiet sollte dann dort dahinter irgendwo beginnen. Wir fuhren durch typische Holländische Idylle, Kühe weideten und am Feld arbeitete ein Bauer. Ich fuhr wie immer am Ende meiner Familie, damit ich alle Kinder im Blick habe. Der Wind wehte durch mein Haar und eigentlich sollte es ein wunderbarer Glücksmoment sein. Alles war überschaubar, die Reise wunderbar, schöne beeindruckende Dinge hatten wir gesehen, aber irgendetwas irritierte mich und zwar massiv.
Meine Kinder fuhren drauf los, auf der Straße ohne große Gefahren, denn hier waren keine anderen Fahrzeuge, wir waren schon beim Wald angelangt, aber etwas stimmte hier nicht! Warum schlugen alle meine Sinne bis ins innerste Alarm, warum hatte ich das Gefühl ich sollte hier schleunigst weg? Ich fuhr weiter und überlegte, alle Kinder waren Okay, -keine Gefahr. Der Wald war nicht ungewöhnlich, wir fuhren jetzt schon 1,5 km an seinem Rand entlang vom Meer her war schon eine Brise zu spüren. Was machte mir solche Angst? Ich schaute mich um, da grasten Kühe dort arbeitete ein Bauer, er fuhr mit dem Traktor über sein fast reifes Zwiebelfeld mit der Spritze. Irgendetwas stimmte mich traurig, es war derart heftig, das mir sogar etwas übel wurde. Was war hier nur los, es lag nicht  an mir selbst, denn mir ging es gut. Ich schaute weiter und versuchte zu ergründen, was mich so bewegte. Wald und Feld schienen in Ordnung zu sein. Langsam, ganz langsam dämmerte es mit. Da war nichts! In diesem Wald da war kein Leben! Da hörte man keine Vögel, da rührte sich nichts.
Endlich nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir zum Meer. Dort führte ein Weg entlang eines Zaunes, der die Schafe am Damm halten sollte, damit sie nicht fort laufen und diesen abweiden. Der Zaun sagte mir aber einiges. Es war ein Maschendrahtzaun. Unter diesem Zaun war ein exakt 10 cm breiter brauner Streifen auf dem nichts wuchs. Der Zaun der mitten in der Wiese stand, war völlig Unkraut frei, über Kilometer! Bei uns daheim wäre so ein Zaun völlig überwuchert, denn aus mähen lässt sich so ein Zaun nicht. Nachdem wir immer noch hofften auf das Naturschutzgebiet, fuhren wir auf dem asphaltierten Weg in diese Richtung. Laut Karte nicht mehr so weit. Dann gab es eine Einfahrt und wir konnten zum Meer hin. Großartiger Anblick, aber man hatte in das Meer hinein asphaltiert? Wir fanden ein Schild, es wies uns darauf hin auf einem Militärübungsgebiet gelandet zu sein. Was natürlich auch den lautlosen Wald erklären könnte. Da wir uns offensichtlich verschätzt hatten, was die Entfernung betraf und ein Weg zu unserem Motorischen Transportmittel, durch diesen Wald führte, beschlossen wir diesen zu nehmen, auch wenn ich kein gutes Gefühl dabei hatte. Eine Spatzenschar sahen wir da am Waldrand, sie war für uns sehr laut angesichts der Leere die sonst herrschte. Es waren die einzigen Waldtiere die wir an diesem Nachmittag gesehen haben. Auch im Wald waren Tiere nicht wahrnehmbar, trotz einer Aussichtsplattform, Wasser und vieler sumpfiger Stellen. Aber sehr irritierend war die Stille, dieser lautlose Wald, er beängstigte mich sehr und das haftet bis heute in meinem Gedächtnis. Später habe ich dann über Radio erfahren dass es in Europa schon mehrere solcher Gebiete gibt. Dort sind die Insekten verschwunden und damit das Leben. Wenn die Vögel keine Insekten finden, werden wir auch keine Vögel in unseren Wäldern hören.
Auch auf dem Land bei uns in Österreich ist es schon teilweise sehr still geworden. Wie die Zukunft aussieht, ich weiß es nicht. Eine solche lautlose, möchte ich nicht. Wir entscheiden mit unserem Lebensstil und unseren Werten, wie die Zukunft morgen aussieht. Die wichtigsten Entscheidungen treffen wir beim Einkaufen! Wir sollten bedenken, oft wird unsere Gesundheit auf dem Altar des materiellen Gewinns geopfert, für billige Wegwerflebensmittel. Wenn wir einkaufen legen wir fest, was die nächste Generation noch an Vielfalt erleben kann. Am meisten erschreckt hat mich die Feststellung, dass ich so lange gebraucht habe zu merken was mich bewegt. Das nicht vorhanden sein von Leben, das kann man leicht übersehen, weil wir in unserer lauten Welt verlernt haben, die kleinen Geräusche zu achten. Es fällt uns nicht auf wenn Lebewesen verschwinden, sie fehlen aber.

Diese Gedanken möchte ich teilen ohne zu bewerten. Jeder von uns kann einen Beitrag zum Erhalt unser Erde leisten.

Petra Weixlbaumer
 


Geändert am 22.04.2025 09:30

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